Waldersee Stadt Dessau-Rosslau

Umgeben von der Auenlandschaft Mittelelbe und zentral inmitten des Gartenreich Dessau-Wörlitz, liegt die Ortschaft Waldersee in der Elbe-Mulde-Niederung des Elbe- Urstromtals. Die Geschichte von Waldersee begann mit der Entstehung der dörflichen Siedlung Naundorf, welche erstmals im Jahre 1159 erwähnt wurde. Naundorf ist älter als die Stadt Dessau und gilt als das einzige Dorf Anhalts, dessen Erbauung geschichtlich nachweisbar ist! 20 Jahre später, im Jahre 1179 hat sich südlich von Naundorf eine weitere Siedlung gegründet. Diese Ansiedlung, bekam den Namen Jonitz! Durch die steigende Industrialisierung der Stadt Dessau entstanden zwischen beiden Dörfern immer mehr Siedlungshäuser (Junkerssiedlung). Da alle drei Gebiete mittlerweile zu einem Ganzen zusammengewachsen waren, vereinigte man 1935 beide Dörfer inklusive der Siedlungshäuser offiziell zur Gemeinde Waldersee. Es ist ziemlich wahrscheinlich, das sich der Ortsname Waldersee von den "Herren von Waldeser" ableitet, welche im 13. und 14. Jahrhundert ein bekanntes Feudalgeschlecht und die Besitzer der an der Pelzemündung befindlichen Burg Waldeser waren. Einst war Waldersee bekannt dafür ein Ort zum Entspannen zu sein. Damals, gab es hier viele Kaffeegärten und Restaurants! Quelle: Buch "Chronik von Waldersee und Mildensee"

Fakten über Dessau-Waldersee

Bevölkerung

ca. 2600

Fläche

13,56 km²

Höhe über n.N.

61,00 m

aktueller Ortsbürgermeister

Gerald Herbst


Bekannte Persönlichkeiten, mit inniger Verbindung zu Dessau-Waldersee

Leopold III. Friedrich Franz von Anhalt-Dessau
Leopold III. Friedrich Franz; geboren am 10. August 1740 in Dessau; gestorben am 9. August 1817 an den Folgen eines Reitunfalls, Ort: unbekannt
Seit 1758 regierender Fürst und dann ab 1807 Herzog von Anhalt-Dessau!
Ein wahrer Regent und Politiker für die Menschen unserer Region, der dessen Lebensbedingungen verbesserte und dafür liebevoll Vater Franz genannt wurde. Erschaffer einzelner Parkanlagen, sowie verschiedener anderer Bauwerke, welche heute zu einem einzigartigen zusammenhängenden Landschaftsgarten von über 25 km Länge gehören. Dem Gartenreich Dessau-Wörlitz!
Leopold III. Friedrich Franz von Anhalt-Dessau
  • 1762, Errichtung der Jonitzer Allee (historische Lindenallee) in Dessau-Waldersee
  • 1764/1809, Errichtung der Wörlitzer Anlagen
  • 1773/1779, Errichtung von Drehberg
  • 1774/1780, Errichtung des Park Luisium in Dessau-Waldersee
  • 1775, Errichtung der Schlossgärten Haideburg und Lustgarten
  • 1777/1783, Errichtung des Sieglitzer Park
  • 1784/1786, Errichtung der Gustavusburg (Schwedenhaus), außerhalb von Dessau-Waldersee
  • 1794/1797, Errichtung des China-Garten in Oranienbaum
  • Er errichtete weiterhin die „Hauptstraße des Gartenlandes“ vom Schwedenhaus nach Vockerode
  • Er errichtete ebenfalls den Fliederwall (heute, ein Teil des Elberadweges)
Weiterhin sorgte Vater Franz für eine verbesserte Landwirtschaft und bessere Lebensbedingungen für die Menschen, indem er die unzureichenden Deichanlagen seines Vaters in ein umfangreiches und wirksames Deichnetzwerk gegen die immer wiederkehrenden Hochwasser der Flüsse Elbe und Mulde verwandelte. Dazu zählte auch der Bau von vielen Deichwächterstellen, wie zum Beispiel dem Schwedenhaus!
Fürst Franz engagierte sich auch politisch und sozial! Vor allem in den Bereichen Brandschutz und Kultur, sowie in Sozial-, Bildungs- und Umweltpolitik. Er errichtete Zucht-, Arbeits-, Armen-, Kranken-, sowie Schulhäuser und unterstützte die damalige jüdische Gemeinschaft.
Verbindung zu Waldersee:
Erbauer historischen Gebäude und Grünanlagen in Waldersee. Weiterhin, Erbauer der ebenfalls in Waldersee befindlichen St.-Bartholomäi-Kirche, in der sich auch seine Grabstelle befindet! Recherchen: Andre Herzog

Luise Henriette Wilhelmine Fürstin von Anhalt-Dessau
Luise Henriette Wilhelmine; geboren am 24. September 1750 in Stolzenberg, heute Różanki, Polen; gestorben am 21. Dezember 1811 in Dessau
Luise Henriette Wilhelmine war eine geborene Prinzessin von Brandenburg-Schwedt. Am 25. Juli 1767 heiratete sie im Schloss Charlottenburg Leopold III. Friedrich Franz und wurde dadurch zur Fürstin und späteren Herzogin von Anhalt-Dessau.
Luise Henriette Wilhelmine von Anhalt-Dessau
  • Namensgeberin des Park Luisium, welchen sie von ihrem Ehemann geschenkt bekam
  • 1768, totgeborene erste Tochter (Ihr ist eine goldene Urne im Wörlitzer Park gewidmet)
  • 1769, Geburt des gemeinsamen Sohnes Friedrich von Anhalt-Dessau
Fürstin Luise, war eine belesene und künstlerisch begabte Frau, welche in den letzten Ehejahren zurückgezogen im Schloss Luisium lebte. Dort traf sie sich regelmäßig mit ihren Freunden, zu denen unter anderem Alexander von Humboldt und Johann Wolfgang von Goethe gehörten. Obwohl die offizielle Schreibweise ihres Namens „Luise“ üblich war und so auch heute noch verwendet wird, bevorzugte sie in ihrem privaten Tagebuch immer eine andere Version. „Louise“!
Verbindung zu Waldersee:
Sie lebte zeitweise im Schloss Luisium und der Park wurde abgewandelt nach ihrem Vornamen benannt. Auch ihre Grabstelle, befindet sich in der St.-Bartholomäi-Kirche von Waldersee! Recherchen: Andre Herzog

Friedrich Lutzmann
Friedrich Leopold Christoph Lutzmann; geboren am 5. April 1859 in Nienburg (Saale); gestorben am 23. April 1930 in Dessau
Kunstschmied I Händler I Taxiunternehmer I Pionier des Automobilbaues (Visionär, Erfinder, Konstrukteur)

Alle hier aufgeführten Gründungen und Tätigkeiten von Friedrich Lutzmann, fanden in Dessau statt. Aber natürlich, beschränkte sich sein unternehmerisches Wirken auch während dieser Zeitspanne nicht ausschließlich auf unsere Stadt!
Friedrich Lutzmann
  • 1886/1887, Erbauer des Zaunes/Kunstschmiedegitter um die Villa Meinert, heute Krötenhof
  • 1893, Gründer des ersten Motorwagen-Fern-Verkehrs von Deutschland (Strecke: Dessau-Oranienbaum-Wörlitz). Mit Einführung der Strassenbahn im Jahre 1895, war dieses Unternehmen nicht mehr rentabel und wurde somit zum ersten Taxiunternehmen Deutschlands umgewandelt. Gefahren wurde mit einem „Benz Victoria Vis-a-Vis“
  • 1894, Bau des ersten Lutzmann-Patent-Motorwagen (Pfeil 1, mit 3PS) in der Wasserstadt Nr. 27 in Dessau. Die ehemalige Fabrik befindet sich noch heute im Hintergrund der Anwaltskanzelei Heydorn & Kollegen, direkt am Hochwasserschutzwall
  • 1895, Erbauer des ersten Autobus der Welt für den Transport von Kohlereviermitarbeitern in der polnischen Ukraine
  • Erfinder und Inhaber vieler Patente für den Fahrzeugbau (zB.: Patent: Vorrichtung zum Anlassen von Maschinen für Motorwagen, Patent: Lenkvorrichtung für Wagen mittels Drehung eines am Wagenobergestell angebrachten Kettenrades)
  • 1899, Verkauf der dessauer Automobilproduktion von Friedrich Lutzmann an die Familie Opel nach Rüsselsheim und damit die Grundsteinlegung der Opel-Fahrzeugproduktion. Friedrich Lutzmann war in dieser Firma viele Jahre der Direktor des Kraftwagenbaues
  • 1922, Rückkehr von Friedrich Lutzmann nach Dessau. Ab jetzt, arbeitete er als Leiter des Archives (Archivvorsteher) seines guten Freundes Hugo Junkers
Verbindung zu Waldersee:
Friedrich Lutzmann war der älteste Sohn von Christian Carl Lutzmann, geb. 04.09.1823 in Jonitz und Karoline Friederike Krause, geb. 13.12.1835 in Naundorf. Friedrich Lutzmann besaß in den Anfängen seiner Karriere als erfolgreicher Unternehmer in Dessau unter anderem eine Fahrradhandlung in der Askanische Strasse 125. Die dazugehörige Reparaturwerkstatt, befand sich in der Landstrasse 3 in Jonitz (Waldersee). Seine Grabstelle befindet sich auf dem Friedhof 3 in Dessau (direkt hinter dem Hauptgebäude)! Recherchen und Fotos: Andre Herzog

Hugo Junkers
geboren am 3. Februar 1859 in Rheydt; gestorben am 3. Februar 1935 in Gauting
Erfinder I Konstrukteur I Unternehmer I Pionier des Flugzeugbaues
Alle hier aufgeführten Gründungen und Tätigkeiten von Hugo Junkers, fanden in Dessau statt. Aber natürlich, beschränkte sich sein unternehmerisches Wirken auch während dieser Zeitspanne nicht ausschließlich auf unsere Stadt!
Hugo Junkers
  • 1889, Gründung einer Versuchsstation für Gasmotoren
  • 1892, Gründung der Firma Hugo Junkers- Civil Ingenieur (Patent für das Kalorimeter)
  • 1895, Gründung des Hugo Junkers Werk “Junkers u. Co”, kurz “Ico” (für den Verkauf von Gasbadeöfen und Gasthermen (Volkstherme))
  • 1914, Gründung des Kaloriferwerk Hugo Junkers
  • 1915, Gründung der Forschungsanstalt Prof. Junkers
  • 1916, Gründung des Hauptbüro Junkers Werke
  • 1919, Gründung Junkers Flugzeugwerke AG (Ifa)
  • 1921, Gründung der “Abteilung Flugverkehr der Junkerswerke”, sowie der “Abteilung Junkers- Luftbild” im Dessauer Flugzeugwerk
  • 1923, Gründung der Junkers Motorenbau GmbH (Jumo)
  • 1925, Eröffnung der “Junkers- Flugzeugführerschule” (Zu Testzwecken seine Flugzeuge)
  • 1927, Bildung der Zentralen Lehrwerkstatt
Verbindung zu Waldersee:
Hugo Junkers hatte offensichtlich eine kleine Schwäche für Waldersee und Umgebung. So besaß er eine eigene Badekabine im Flussbad Rehsumpf, in der er Experimente zu seinen Forschungen durchführte und Mitarbeitertreffen abhielt. Weiterhin, engagierte er sich aktiv für das Flussbad und dessen Nutzung zum Schwimmen und Baden. In historischen Aufzeichnungen von Herta Junkers, einer seiner Töchter, wird von Spaziergängen entlang des Schwedenhaus bis nach Wörlitz geschrieben.
Die Junkerssiedlung in Waldersee wurde zwar nach Hugo Junkers benannt, aber nicht von ihm erbaut. Die Siedlung wurde von den Junkers Flugzeug- und Motorenwerken errichtet, welche sich zu dieser Zeit aber schon in Staatsbesitz befanden. Hugo Junkers selbst, wurde 1933 durch die Nationalsozialisten enteignet! Recherchen und Fotobearbeitung: Andre Herzog, Fotos: Archiv Bernd Junkers und Museum für Stadtgeschichte Dessau

Fotogalerie über Dessau-Waldersee


St. Bartholomäi Kirche in Dessau-Waldersee
Evangelische St. Bartholomäi Kirche Waldersee
Erbaut in den Jahren 1722-1725, gestaltete Fürst Franz die St. Bartholomäi Kirche in Waldersee zwischen den Jahren 1816-1822 nach dem Vorbild eines Gartenmusterbuches in klassizistischer Manier um und fügte ihr einen Turm in Form eines Obelisk (ein freistehender hoher, nach oben verjüngter Steinpfeiler) hinzu. Dieser neue Turm diente nun als Blickpunkt in der Landschaft und man kann ihn noch heute durch verschiedene Gassen, unter anderem auch vom Schloß Luisium aus sehen. Den Namen bekam die Kirche dadurch, dass sie am Bartholomäustag eingeweiht wurde. Heute ist sie unter anderem die Grabstätte des Fürstenpaar Fürst Franz und Fürstin Luise. Beide wurden so inmitten ihres Gartenreiches, im Untergeschoß der Kirche in dunklen Marmorsarkophagen, geschmückt mit weißen Porträtmedaillons und reichem bildhauerischen Schmuck gebettet.

Friedhöfe in Dessau-Waldersee
Friedhof Naundorf
Der Friedhof Naundorf, war einst der flächenmäßig kleinste kommunale Friedhof in Dessau. Die Belegung mit Grabstellen begann ca. 1860 und die Trauerhalle wurde um 1900 erbaut.
Die letzte Beisetzung erfolgte 1995 und war mit einer Laufzeit von 20 Jahren versehen. Auf dem ehemaligen Friedhof befindet sich noch ein Kriegerdenkmal aus dem 1. Weltkrieg, was an die gefallen Helden von Naundorf erinnert, die Grabstelle der Familie Bodenhausen (einst Besitzer des Gut Naundorf), sowie die ehemalige historische Trauerhalle. Der Friedhof wurde entwidmet und in eine Grünfläche umgewandelt. Er hat eine Fläche von 0,22 ha!
Friedhof Jonitz
Der Friedhof von Jonitz wurde das erste Mal im Jahre 1616 erwähnt und in den Jahren 1806, sowie 1884 erweitert. 1993 wurde eine neue Trauerhalle errichtet und 2005/2006, hat man eine zusätzliche Fläche erworben um in den zukünftigen Jahren weiterhin Beisetzungen durchführen zu können. Wann die alte Trauerhalle auf dem Friedhof Jonitz erbaut wurde ist leider nicht mehr bekannt. Jonitzer Bürger haben aber in der Vergangenheit für die Reparatur des Daches gespendet, damit dieses historische Gebäude erhalten bleibt. Die Halle wird derzeit zum Unterstellen von Geräten genutzt! Als Besonderheit ist auf diesem Friedhof die aufwendig gestaltete Grabstelle der Familie Schlohbach (Besitzer der Jonitzer Mühle) zu benennen. Der Jonitzer Friedhof, hat eine Fläche von 0,71 ha!

Historische Kleidung in Dessau-Waldersee (Elbauentracht)
Im 7. Jahrhundert wanderten in die Elbauen Slawen ein, die unsere Kultur sehr prägten. Heinrich Kühne schrieb in "Natur und Heimat" Heft 8, Aug. 1958: "Die Elbe trennt die Aue vom Fläming, der in Sitte, Brauch und Sprache noch starken niederdeutschen Einschlag aufweist. Die Menschen in der Elbaue unterscheiden sich aber völlig von denen des Flämings. Dies macht sich nicht zuletzt in der Kleidung bemerkbar. Die bäuerliche Volkstracht, die in dieser Gegend noch in den siebziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts getragen wurde, war der sichtbare Ausdruck dafür." Es ist also sehr wahrscheinlich, das dies die traditionellen Trachten unsere Vorfahren des heutigen Dessau-Waldersee waren. Diese Information wurde weitergegeben von Ilona Schönfelder, Heimatmuseum Pretzsch

Straßenkarte I Satelietenbild von Dessau-Waldersee

Bücher und andere Literatur über Dessau-Waldersee
"Chronik von Waldersee und Mildensee",
  Autor: Otto Lange, Dessau-Mildensee
"Von Apfelbrot bis Zwiebelquiche" - Waldersee bittet zum Kaffeetisch
  Backbuch mit 82 Rezepten! Idee: Lydia König I Realisierung: Dieter Rudolph
"Von Jonitz nach Naundorf" - Ein Spaziergang durch Waldersee und Umgebung mit alten Ansichtskarten
  Herausgeber: Bürger- und Heimatverein Waldersee e.V.
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